Reinheit und fundamentalistische Gefährdung

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Christian Feichtinger

Abstract

Mary Douglasʼ Standardwerk Reinheit und Gefährdung zu Reinheit, Unreinheit und Verunreinigung bietet zusätzliche Perspektiven zur Analyse fundamentalistischer Dynamiken. Der vorliegende Beitrag analysiert das Phänomen des Fundamentalismus als spezifische Form der Auseinandersetzung mit diesen Kategorien: Fundamentalistische Denkweisen weisen unter anderem eine intensive Auseinandersetzung mit symbolischen Konzepten von Reinheit und Heiligkeit auf. Mit dem Ideal der Reinheit verbunden ist zugleich der Abscheu vor und die Abwehr von als kontaminierend und bedrohlich verstandenen Ideen, Verhaltensweisen, Lebensformen, Personen oder gesellschaftlichen Prozessen. Mithilfe von religionswissenschaftlichen, kulturanthropologischen und sozialpsychologischen Ansätzen soll aufgezeigt werden, dass alle Religionen auf Grund ihrer untrennbaren Verbindung zu Konzepten von Reinheit und Heiligkeit ein fundamentalistisches Potenzial besitzen, hier also keineswegs nur ein ‚Missbrauch‘ von Religion stattfindet. Dies ist aber nicht auf Religionen beschränkt; auch säkulare Denkweisen, Bewegungen oder politische Formen weisen folglich eine grundsätzliche Anfälligkeit für Fundamentalismen und in der Folge auch Gewalt auf. Der Artikel möchte das Phänomen des Fundamentalismus mit Hilfe der Kategorie der Reinheit beschreiben, dabei die Bedeutung von Gewalt hervorheben und gleichzeitig, in Anlehnung an Douglas, über das Feld der Religionen hinausführen.

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Zitationsvorschlag
Feichtinger, C. (2021). Reinheit und fundamentalistische Gefährdung. LIMINA - Grazer Theologische Perspektiven, 4(1), 66–89. Abgerufen von https://limina-graz.eu/index.php/limina/article/view/105
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