Biblizismus als Retter der Tradition? Der Streit um eine traditionsgemäße Schriftauslegung
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Abstract
Gegenwärtig vertreten u. a. einige evangelikale Christinnen und Christen die Ansicht, dass die Welt etwa 6000 Jahre alt und in sechs Tagen erschaffen worden sei. Gegen den Einspruch der Naturwissenschaften oder einem historisch-kritischen Zugang zur Bibel wendet der Biblizismus ein, dass er der christlichen Exegese vor 1800 treu bliebe und vor den Angriffen der Gegenwart bewahren würde. Ein kurzer Überblick über die Auslegungsgeschichte der Bibel zeigt, dass eine allegorische Auslegung spätestens mit der Alexandrinischen Schule im 3. Jahrhundert seinen Anfang nimmt. Die Frage nach dem Traditionsbruch ist daher in dieser Hinsicht klar zu verneinen. Andererseits kann der heutige Biblizismus gut an die Tradition der wörtlichen Auslegung anschließen, wie sie in der Antiochenischen Schule oder von Hugo von Sankt Viktor praktiziert wurde. Betrachtet man jedoch die Grundlagen dieser Auslegungspraxis genauer, dann wird deutlich, dass auch jede wörtliche Exegese stets innerhalb eines bestimmten Paradigmas steht. Die wörtliche Auslegung des Bibeltextes innerhalb des heutigen naturwissenschaftlichen Paradigmas ist das typisch Moderne am Biblizismus.
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