Die Dialektik der Sorge zwischen Regel und Ausnahme Ethische Reflexionen zu „Care & Corona“ rund um das Hospiz Veronika Eningen
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Abstract
Die Corona Pandemie hat für die Frage der gesellschaftlichen Organisation von Sorge dreierlei mit sich gebracht. 1) Die kollektive Konfrontation mit Verletzlichkeit und dem Sterben rückte – zeitweise – Fragen von Care ins Zentrum der politischen und öffentlichen Aufmerksamkeit. 2) Die Brüchigkeiten und Ungerechtigkeiten in Care-Kontexten und -Berufen wurden schonungslos freigelegt. 3) Die Sorge selbst muss – in dramatisch zugespitzter Weise – in den ethisch-existentiellen Spannungsfeldern zwischen Fürsorge und Selbstbestimmung, zwischen individuellem Wohl und Gemeinwohl sowie zwischen Sicherheit und Freiheit organisiert werden. In der Sorge am Lebensende forderte dies die Betroffenen, die Sorgenden und die Organisationen in besonderer Weise heraus.
Im hospizlichen Ringen, trotz strikter, einschränkender Corona-Maßnahmen den betroffenen Menschen gerecht zu werden, liegen wesentliche gesellschaftliche Lernchancen für den Umgang mit existentieller Unsicherheit und der Organisation von Care. Dieser Gedanke stellte den Ausgang dar, mittels eines Schreibaufrufes die Sorgeerfahrungen von Care-Engagierten zu heben und im Rahmen eines lokalen Ethik-Workshops zu diskutieren. Im Zentrum stand die Frage, was wir aus unseren existentiellen Erfahrungen und den ethischen Herausforderungen in der Pandemiezeit für die Zukunft einer sorgenden Gesellschaft lernen könnten.
Angeregt von Paul Ricœurs Überlegungen zu Liebe, Fürsorge und Gerechtigkeit werden Kerneinsichten entlang der Dialektik von Regel und Ausnahme verdichtet. Drei Voraussetzungen einer Sorgeethik, die sich für die Berücksichtigung dieser Ambivalenzen musikalisch zeigt, werden vertiefend diskutiert: a) ein reflektierendes Umfeld organisieren, b) auf die Tragfähigkeit von Hospizkultur bauen, c) Gesundheit ganzheitlich denken und in Praxis und Politik verankern.
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