Der Gott, der nicht rettet Spirituelle Wege durch Krankheit und Vulnerabilität bei Johannes vom Kreuz und Dietrich Bonhoeffer
Hauptsächlicher Artikelinhalt
Abstract
Dieser Artikel befasst sich mit dem Thema der Verletzlichkeit und der körperlichen und geistigen Krankheit als einem möglichen Weg zu einer spirituellen Reise. Es wird eine pointierte Analyse der Begriffe „dunkle Nacht“ bei Johannes vom Kreuz und „Ohnmacht Gottes“ bei Dietrich Bonhoeffer vorgeschlagen, wobei eine spezifisch theologische Korrelation zwischen den beiden Begriffen festgestellt wird. Gestützt auf eine theologisch-zeitgenössische Hermeneutik wird der Begriff der „dunklen Nacht“ aus der Perspektive eines „passiven Zulassens“ Gottes interpretiert. In diesem Sinne bedeuten Schmerz, physische und psychische Krankheit und die Verletzlichkeit des Menschen den Eintritt in eine schreckliche „Dunkelheit“, die nicht aktiv gewollt, sondern unerklärlicherweise von Gott zugelassen wird. Durch ein solches „nächtliches Geschehen“ offenbart sich Gott dem Menschen in seiner ganzen Passivität und Ohnmacht: Er ist nicht der rettende Gott, dem man auf dem Weg des Schmerzes und der Nacht begegnet, und auch nicht – wie der lutherische Theologe Bonhoeffer sagen würde – der „Lückenbüßer“-Gott. In der Nacht des psycho-physischen Schmerzes begegnen Mann und Frau vielmehr „dem Gott, der nicht rettet“. Gottes passives Zulassen ist eine Offenbarung seiner eigenen „Schwäche“. Aber in dieser Passivität kann man auf wunderbare Weise eine göttliche Aktivität in extremis erleben. Durch die schreckliche Erfahrung der Verletzlichkeit und körperlicher und geistiger Krankheit erhalten Männer und Frauen die Möglichkeit, auf geheimnisvolle Weise die dunkle Nähe Gottes zu erfahren und sich gerade durch ihre Hilflosigkeit von ihm getröstet und gerettet zu fühlen.
Artikel-Details
Dieses Werk steht unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 4.0 International.
Das Copyright verbleibt ohne Einschränkungen bei den Autor:innen.
Der Inhalt von LIMINA steht unter der Creative Commons Attribution 4.0 International Licence. Mit der Einreichung eines Beitrags stimmen die Autor:innen den Nutzungsbedingungen der CC BY-Lizenz zu.