Religion aus Daten? Zur digitalen Edition von religiösen Grundlagentexten
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Abstract
Der Beitrag stellt einige Projekte vor, die gegenwärtig digitale Methoden auf die wissenschaftliche Aufbereitung von Grundlagentexten in den drei monotheistischen Schriftreligionen anwenden: Der New Testament Virtual Manuscript Room des Münsteraner Instituts für Neutestamentliche Textforschung, die digitalen Aufbereitungen der hebräischen Bibel im Westminster Leningrad Project, die dem Aleppo-Codex und dem Codex Sinaiticus gewidmeten Webangebote, die digitale Dokumentation der Schriftrollen vom Toten Meer, die Koranwebseiten altafsir.com und tanzil.net, der linguistisch annotierte Koran der Universität Leeds sowie das Corpus Coranicum der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Sie stehen für die verschiedenen Ansätze, die von kollaborativer kritischer Erschließung mit dem Ziel einer klassischen kritischen Edition über die Dokumentation von einzelnen Textträgern sowie die Aufbereitung als linguistisches Corpus bis zur umfassenden Kommentierung und Erschließung der Texte reichen. Der Beitrag ordnet sie in den Diskurs im Bereich der Digital Humanities zur Frage der digitalen Edition ein und kommt zu dem Schluss, dass digitale Edition die Texte „verdatet“, um die Komplexität ihrer Überlieferung und inhaltlichen Kommentierung zu bewältigen. Er stellt abschließend einige Fragen, wie diese von wissenschaftlichen Fragen getriebene Verdatung und, damit einhergehend, ihre algorithmische Verarbeitung als Voraussetzung für die Rezeption durch den Menschen Konsequenzen für die Funktion der Texte in Theologie und religiöser Praxis haben könnte.
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